Klimaschutz

Foto: Münch Energie

Kühe lieben es schattig
Die Wohlfühtemperatur von Kühen liegt laut Bundesinformationszentrum Landwirtschaft bei 17 Grad. Wenn es ihnen zu heiß wird, stellen sie sich unter die Solarpanels. Echt clever!

Wo Rinder weiden und gleichzeitig Strom erzeugt wird

Dass Rinderhaltung auf Naturflächen mit Solaranlagen möglich ist, beweisen Landwirt Michael Schubert und Münch Energie

Experimentierfreudig:
Landwirt Michael Schubert hat seinen Hof vielseitig aufgestellt. Seine Kühe weiden unter anderem auf Flächen mit Solaranlagen

Foto: Münch Energie

Ein Projekt mit viel Potenzial. Michael Schubert ist Landwirt und Tierhalter aus Überzeugung. Ihn hat es immer gestört, dass mehr und mehr Landschaftsflächen zu Solarparks umfunktioniert wurden und keine Lebens- oder Futtermittel mehr darauf angepflanzt werden konnten. Für die Landwirtschaft gingen in seinen Augen wichtige Flächen verloren.

Doch muss das wirklich so sein?

Gemeinsam mit seinem ehemaligen Schulfreund Mario Münch tüftelte der Oberfranke einen Plan aus, wie man Landschaftsflächen schützen, landwirtschaftlich nutzen und gleichzeitig erneuerbare Energie gewinnen kann. Und das klappt ganz hervorragend.

Drei Mutterkühe vom Hof Schubert grasen vom Frühjahr bis zum November auf einer rund vier Hektar großen Naturfläche im bayerischen Gössersdorf. Das Land, das an einer Straße neben einem Waldstück liegt, hat Münch Energie gepachtet. Das Unternehmen betreibt dort eine Solaranlage, mit der knapp 1200 Haushalte täglich mit Strom versorgt werden können.

In mehrfacher Hinsicht schafft dieses Konzept eine Win-win-Situation: Die Tiere sorgen dafür, dass die Fläche abgegrast und mit Nährstoffen versorgt wird und nicht verbuscht. Der Landwirt erhält einen Betrag für diese Pflegeleistung und steigert das Wohl seiner Kühe durch die mehrmonatige Weidehaltung. Die Firma Münch produziert grüne Energie und muss sich nicht um die Pflege der Flächen kümmern.

„Die Kabel der Anlage werden durch besondere Schutzrohre verlegt. Sensible Bereiche wie die Trafostation sind eingezäunt“, erzählt Mario Münch. So können der Betreiber der Photovoltaikanlage und der Landwirt sicher sein, dass weder die Solarpanels noch die Tiere gefährdet sind. „Im Sommer nutzen die Kühe die Solaranlage wie einen Schatten spendenden Sonnenschirm. Sie stellen sich einfach unter die bis zu 3,50 Meter hohen Module“, beschreibt Michael Schubert seine Beobachtungen. Denn ab 20 Grad wird es Kühen schon zu warm. „Dagegen kommen die Tiere mit Temperaturen bis minus 10 Grad sehr gut zurecht“, erklärt der Landwirt.

Im Sommer nutzen die Kühe die Solaranlage wie einen Schatten spendenden Sonnenschirm

In diesem Jahr will Michael Schubert weitere Mutterkühe auf Münch-Flächen unterbringen. „Das Konzept ist klasse. Denn auch Hühner, Schafe oder Schweine können zur Beweidung eingesetzt werden“, sagt der Landwirt. Jeden Tag kontrolliert er, ob es seinen Kühen in dem Solarpark gut geht und sie genügend Wasser haben. Er ist mit der Umsetzung sehr zufrieden. „Unser Hof ist seit 1658 im Familienbesitz. Er passt sich ständig dem Wandel der Zeiten an. Früher waren wir ein reiner Rindermäster. Heute verkaufen wir Kälber und sind zu Direktvermarktern geworden.“ Ob Nudeln, Konfitüren oder Eierlikör, über 270 verschiedene Produkte verkauft Schubert an regionale Einzelhändler.

Mit der Pflegeleistung durch seine Kühe hat er sich ein neues Standbein geschaffen. Eines, das viel Gutes schafft. Auch klimatechnisch gesehen. „Unsere Kühe ernähren sich auf der Weide nur von Gras und von nichts anderem. Dadurch stoßen sie viel weniger Methan aus, als wenn sie noch Kraftfutter erhalten würden.“