Innovation

Foto: O. Windus

Gute Ideen Ihre Futter­konzepte ent­wickeln Daniel Walgern und Florian ­Rothenroth (l.) gemeinsam

Gute Ideen wachsen nicht auf Bäumen

Sie entstehen in den Köpfen kreativer Menschen. Daniel Walgern, Florian Rothenroth und Jens Engelken sind solche Innovatoren

Für Schweine ist der „Pellettomat“ genauso spannend wie ein Kaugummiautomat für Kinder. Immer wieder schieben sie den Hebel am unteren Ende des schmalen Geräts hin und her. Mit einem Plopp fallen einzelne grün-braune Pellets aus der Öffnung. Begeistert von der Belohnung versuchen die Tiere, die nächste Portion zu ergattern und betätigen wieder mit ihrer Schnauze den Hebel.

Neben ihrem Wühl- und Spieldrang haben Schweine das Bedürfnis, ihr Futter zu suchen und in Ruhe zu kauen. Das wissen die Erfinder von Porkypellets aus Erfahrung. Die Geschäftspartner Daniel Walgern und Florian Rothenroth sind auf Bauernhöfen aufgewachsen und arbeiten heute in landwirtschaftlichen Betrieben. Florian Rothenroth führt ein Lohnunternehmen und hat sich auf Stroh und Heu spezialisiert. Daniel Walgern ist bei dem Schweinebetrieb angestellt, dessen Besitzer den „Pellettomaten“ entwickelt hat. „Das Futter für die Pelletspender wollte mein Chef aber nicht“, erzählt Daniel Walgern. „Da wir uns ein Jahr lang intensiv mit dem Bereich Tierwohlprodukte auseinandergesetzt hatten, produzierten dann Florian und ich die ‚Porkypellets“.

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Snackautomat Die Pellets der beiden Entwickler sind bei Schweinen sehr beliebt, ...

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... weil die Zusammensetzung stark an natürlicher Nahrung wie Eicheln orientiert ist

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Für zwischendurch Damit Pferde auf ihre benötigte Futtermenge kommen, sind die Snackautomaten eine praktische Ergänzung

Die Konsistenz der kleinen Sticks erinnert an Bucheckern oder Eicheln. Sie sind sehr rohfaserhaltig und sättigend. „Wir verwenden hauptsächlich Luzerne, die auch die Königin der Futterpflanzen genannt wird, da sie sehr nährstoffreich ist und die Tiere noch lieber darauf kauen als auf Strohhalmen.“ „Unsere Kunden erzählen uns, dass ihre Schweine viel ruhiger geworden sind, ein deutliches Zeichen für ihr besseres Wohlbefinden.“

Die neue Idee

Während das Duo die „Porkypellets“ in der Region um Bielefeld verkauft, vertreiben sie ihre „Wellysticks“ bundesweit. „Die ,Welly­sticks‘ und die ,Wellyholder‘, also die für die Sticks vorgesehenen Automaten, haben wir speziell für die Bedürfnisse von Pferden entwickelt“, erklärt Daniel Walgern. „Auch wenn man es nicht glauben mag, aber Pferde haben einen kleinen Magen“, so der junge Landwirt weiter. „In der Natur fressen sie neun bis 13 Stunden lang. Dadurch decken sie ihren Nährstoffbedarf und nehmen bei einer hohen Kauleistung dennoch nur viele kleine Mengen zu sich.“ Auch bei den grünen, proteinhaltigen Pferdesnacks ist der Rohfaseranteil hoch, was zu einer guten Darmgesundheit beiträgt.

„Pferdehalter kommen zumeist aus dem Privatbereich und nicht aus der Landwirtschaft“, fügt Walgern hinzu. „Wenn sie ihr Pferd ein- bis dreimal am Tag füttern, kommen die Tiere insgesamt auf eine Kauleistung von knapp zwei Stunden. Das ist viel zu wenig und trägt nicht zum Wohl der Tiere bei.“ Im Moment arbeitet das Team an einem „Wellyholder“ für Pferdeanhänger. „Die Tiere müssen unterwegs auch versorgt werden. Heu nimmt aber sehr viel Platz weg.“ Dank des neuen Spendeautomaten, der im Mai auf den Markt kommt, können die Pferde auch bei längeren Transportwegen intensiv und gesund knabbern.

Hier wird die Pause zum Erlebnis

Jens Engelken und seine Familie entwickelten ein Konzept für eine nachhaltige Autobahnraststätte, wo grüner Strom getankt wird, Lebensmittel aus der Region zu kaufen sind und im Restaurant nur Zutaten in den Topf kommen, die von Emslandbauern stammen. Eine tolle Idee!

Entwurf Lageplan Emslandspeicher

Familie Meier ist mit ihrem E-Fahrzeug von Bottrop unterwegs auf der A 31 in Richtung Borkum. Nach rund 160 Kilometern fahren sie an der Autobahnraststätte bei Haren ab. Zuerst schließen sie an einer der Elektroladestationen das Auto an. Der Strom stammt von den umliegenden Höfen und wird aus Biogas, Wind oder Sonne produziert.

Jetzt geht’s zum Frühstücken ins Restaurant „Emslandterrassen“. Vater Meier bestellt sich Rührei mit Speck und Pumpernickel, die Mutter ein frisches Brot mit Honig und die Kinder jeweils einen Pfannkuchen, alles aus emsländischen Zutaten hergestellt. Danach geht es in die Vermarktungsscheune, wo über 1000 verschiedene nachhaltig produzierte Lebensmittel von Emsland-Bauern angeboten werden. Und weil die Meiers auf der Ostfrieseninsel zelten wollen, nutzen sie die Gelegenheit und kaufen hier noch einmal kräftig ein. Jetzt noch ein Abstecher in die für Gäste zugänglichen Tierställe, Kühe streicheln. Dann geht die Fahrt fröhlich weiter. Zeit für einen Besuch im Bauerngarten und für den Waldspielplatz bleibt dieses Mal leider nicht. Die Autobahnraststätte an der Emslandautobahn klingt zu schön, um wahr zu sein. Leider existiert sie auch nur auf dem Papier.

Ausgedacht und entworfen wurde sie von Jens Engelken. Der studierte Landwirt lebt und betreibt mit seiner Familie in Haren einen Hof mit Freilandhennen und Biogasanlage. Er träumt von einer innovativen, umweltfreundlichen Landwirtschaft und davon, seine Region mit kreativen und zukunftsfähigen Angeboten für Urlauber, Durchreisende, Unternehmen, Hobbysportler und Emsländer noch attraktiver und anziehender zu gestalten und die regionale Landwirtschaft zu stärken. Ob sein „Emslandspeicher“ jemals realisiert wird?

Wir wissen es nicht, aber seine Idee klingt nach Zukunft.