Innovation Interview

Foto: EU | S. Boal

5 Fragen an …

Janusz Wojciechowski

Er ist seit 2019 EU-Agrarkommissar und für die landwirtschaftliche Entwicklung Europas zuständig.
Wir führten ein sehr persönliches Gespräch mit ihm

Was tun Sie und Ihre Familie, um die Natur zu schützen?

Meine Familie und ich essen Biolebensmittel, um eine umweltfreundliche Landwirtschaft zu unterstützen, die der Natur und der Umwelt hilft. Wir schützen die Natur auch, indem wir uns um bedrohte Tiere in der Nähe unseres Hauses kümmern; zum Beispiel beherbergen wir wilde Katzen. Durch meine frühen Erfahrungen in der Landwirtschaft habe ich mich sehr für das Wohlergehen der Tiere eingesetzt. Damals legte unsere Gemeinschaft großen Wert darauf, wie die Tiere behandelt wurden, und Bauern, die ihre Tiere misshandelten, hatten einen schlechten Ruf. Es war wichtig, Sensibilität gegenüber Tieren zu zeigen.

Sind Sie Vegetarier oder essen Sie Fleisch?

Ich bin kein Vegetarier. Ich entscheide mich für Bioprodukte, wann immer sie verfügbar sind. Meine Familie und ich kaufen regelmäßig in einem Geschäft in Warschau ein, das sich auf Biolebensmittel spezialisiert hat.

Sind Sie auf einem Bauernhof aufgewachsen?

Meine Verbindung zur Landwirtschaft ist sehr eng, da meine Eltern Landwirte waren und ich ihnen während meiner Kindheit und meines Studiums auf unserem zehn Hektar großen Familienbetrieb geholfen habe. Ich habe auf dem Hof alles Mögliche gemacht. Wir bauten Getreide und Kartoffeln an und unterhielten eine Apfelplantage. Wir hatten auch Milchkühe, Schweine und Geflügel. Unseren ersten Traktor kauften wir, glaube ich, 1976, davor benutzten wir Pferde, um Geräte wie zum Beispiel die Mähmaschine zu ziehen.

Jetzt bewirtschaftet mein Bruder den Hof. Er ist zu einem viehlosen, getreidebetonten Betrieb übergegangen und hat seine Fläche erweitert.

Der Beruf des Landwirts ist heute unglaublich anspruchsvoll, denn er erfordert Fachwissen in verschiedenen Bereichen.

Würden Sie gern Landwirt sein?

Der Beruf des Landwirts ist heute unglaublich anspruchsvoll, denn er erfordert Fachwissen in verschiedenen Bereichen, nicht nur in der Landwirtschaft. Ein Landwirt braucht technisches und rechtliches Wissen, aber auch wirtschaftliche und sogar IT-Kenntnisse. Es ist ein vielseitiger Beruf.

Ich habe großen Respekt vor der Arbeit der Landwirte. Ich bin Jurist ohne formale landwirtschaftliche Ausbildung, aber ich habe mir durch harte Arbeit auf dem Hof meiner Familie viel Wissen angeeignet. Diese Erfahrung hat sich als unschätzbar wertvoll erwiesen. Es ist wichtig, ein echtes Verständnis für die Arbeit der Landwirte zu haben. Natürlich hat sich in der Landwirtschaft viel verändert, seit ich den Hof verlassen habe, vor allem im Hinblick auf den technischen Fortschritt, aber die Beziehung zwischen dem Landwirt, seinem Land und seinen Tieren ist dieselbe geblieben, es sind dieselben Gefühle. Diese persönliche Erfahrung ermöglicht es mir, besser mit den Landwirten zu kommunizieren und in Kontakt zu treten.

Wenn ich in den Ruhestand gehe, könnte ich mir vorstellen, einen kleinen Bauernhof als Hobby zu betreiben.

Was sind die Trends in der Lebensmittelproduktion?

Ich hoffe auf eine Verschiebung hin zu einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion in kleineren Betrieben, bei der nicht nur ökologische Standards, sondern auch die Rolle kleiner Bauernhöfe, kurzer Lieferketten und des Direktverkaufs im Vordergrund stehen. Qualität statt Quantität ist unser Hauptvorteil auf dem Weltmarkt, und eine nachhaltige Produktion ist der Schlüssel zur Steigerung der Erzeugung hochwertiger Lebensmittel.