Ihre Majestät, die Weinkönigin
Im September 2023 wurde Eva Brockmann aus Franken zur Deutschen Weinkönigin gekrönt. Die 24-Jährige gibt einen Einblick in ihren royalen Alltag
Sie ist weder in einem Schloss aufgewachsen, noch fließt blaues Blut durch ihre Adern. Trotzdem ist Eva Brockmann aus Haibach bei Aschaffenburg eine gekrönte Königin. Bei der Wahl um das Ehrenamt der Deutschen Weinkönigin setzte sich die 24-Jährige nach einem erfolgreichen Vorentscheid im Finale gegen ihre Mitbewerberinnen durch. Keine leichte Aufgabe: Neben einer Vielzahl an Wissensfragen mussten die fünf Finalistinnen unter anderem bei einer Verkostung die Rebsorten und die Anbaugebiete von Weinen herausschmecken. Auch ihre Redegewandtheit stellten die Kandidatinnen auf der Bühne unter Beweis. Beim Rhetorikspiel gelang es Eva Brockmann mühelos, die im Bild eingeblendeten Begriffe spontan in ihre Rede über alkoholfreie Weine einzubinden. „Es war alles sehr aufregend“, sagt die studierte Weinbauexpertin. Nach der großen TV-Wahlgala wurde die frisch gekürte Deutsche Weinkönigin in ihrem Heimatort voller Begeisterung in Empfang genommen. „So viele Menschen haben auf der Straße auf mich gewartet und mir zugejubelt. Das war ein purer Gänsehautmoment! Diese Emotionen, die ich an diesem Tag erlebt habe, werden mich mein Leben lang begleiten“, so Eva Brockmann.
Es war alles sehr aufregend
Zusammenhalt stärken
In ihrer einjährigen Amtszeit warten viele spannende Aufgaben und Hunderte von Terminen im In- und Ausland auf die höchste Repräsentantin des deutschen Weins. Als Sprachrohr und Aushängeschild für rund 15 000 Weinbaubetriebe in Deutschland trägt die 75. Deutsche Weinkönigin eine große Verantwortung. „Ich möchte mit meiner Arbeit die besondere Vielfalt der unterschiedlichen Weinregionen herausstellen“, erklärt die amtierende Weinhoheit, die sich bereits neben ihrem Studium als Gebietsweinkönigin und Vertreterin der fränkischen Winzerinnen und Winzer für den Erhalt und die Förderung der Kulturlandschaft ihrer Heimatregion starkgemacht hat. „Um den Stellenwert und die Sichtbarkeit des deutschen Weins weltweit zu steigern, setze ich mich als Deutsche Weinkönigin dafür ein, die Kommunikation und den Zusammenhalt der Erzeugerinnen und Erzeuger innerhalb der 13 deutschen Weinbaugebiete weiter auszubauen.“
MEHR WISSEN
Wahl zur Deutschen Weinkönigin
- Um an der Wahl teilzunehmen, müssen die Kandidatinnen ihr Weinbaugebiet als Weinhoheit vertreten haben.
- In einem Vorentscheid werden Fragen zum Thema Kellerwirtschaft, Weinbau, Weinrecht und Marketing gestellt – auch auf Englisch.
- Im Finale treten fünf Kandidatinnen gegeneinander an. Die Hoheiten müssen Wissenstests bestehen, spontane Reden halten und Weinproben meistern.
- Die Jahressiegerin repräsentiert ein Jahr lang den deutschen Wein auf in- und ausländischen Veranstaltungen.
- Die Krone ist sechs Zentimeter hoch, 90 Gramm schwer und besteht aus vergoldetem Silber.
13 kleine Edelsteine symbolisieren die Anzahl der deutschen Anbaugebiete. - Ein Gehalt bekommt die Königin nicht, es gibt nur eine Aufwandsentschädigung.
Weitere Infos: deutscheweinkoenigin.de
Immer unterwegs
Die Deutsche Weinkönigin widmet ihre gesamte Zeit der Krone. Um sich ganz auf ihr royales Amt fokussieren zu können, stellt Eva Brockmann in den kommenden Monaten sogar ihre berufliche Karriere zurück. „Mein Bachelorstudium Weinbau und Oenologie an der Hochschule Geisenheim University habe ich im Juli abgeschlossen. Jetzt möchte ich mich zu 100 Prozent auf meine Aufgaben konzentrieren und bin für ein Jahr Vollzeitkönigin.“ Ob Messeveranstaltungen, Vorträge oder Weinverkostungen: Ihre Majestät ist unermüdlich im gesamten Bundesgebiet im Einsatz. In ihrem „Königreich“ reist sie mit ihrer Krone im Gepäck von einem Weingebiet ins nächste. Auch Besuche im Ausland sind geplant. Für das Frühjahr steht schon ein Auftritt beim Internationalen Hansetag in der polnischen Metropole Danzig im Kalender. Unterstützt wird die junge Weinmonarchin von ihrem „Hofstaat“, den beiden Weinprinzessinnen Lea Baßler aus der Pfalz und Jessica Himmelsbach aus Baden. Zusammen werden die drei jungen Frauen den deutschen Wein bei wichtigen Veranstaltungen vertreten. Zusätzlich geben die Botschafterinnen des Weins über die sozialen Medien Einblicke in ihren hoheitlichen Alltag und in die Arbeiten der Winzerbetriebe.
Liebe und Leidenschaft
Eva Brockmanns Liebe und Leidenschaft zum Wein wurde schon in ihrer Jugend geweckt. „Mit 16 Jahren habe ich ein Praktikum auf einem kleinen Weingut absolviert. Ich habe schnell festgestellt, wie viel Freude mir die Arbeit bringt“, erinnert sich die Weinexpertin. „Es hat mir so viel Spaß gemacht, dass mich die Winzerfamilie ein Jahr lang jedes zweite Wochenende in ihren Betrieb aufgenommen hat. Das war eine schöne Zeit, in der ich sehr viel gelernt habe“, erinnert sich Eva Brockmann, die nach dem Abitur eine Winzerinnenausbildung abgeschlossen hat.
Riesling-Fan
Ihre knapp bemessene Freizeit nutzt Eva, um mit ihrer Familie Wandertouren zu unternehmen, bei einer Yogastunde neue Kraft zu tanken oder sich mit Freunden auf ein Glas Wein zu treffen. Apropos Wein: Welchen Wein trinkt die Deutsche Weinkönigin eigentlich am liebsten? „Ich bin ein echter Riesling-Fan“, sagt sie. „Die unglaubliche Vielfalt dieser Rebsorte begeistert mich. Die Palette reicht von leichten, frischen Sommerweinen bis hin zu schweren, im Holzfass gereiften Rieslingen. Ganz gleich mit welcher Freundesgruppe ich unterwegs bin, es gibt immer einen passenden Riesling, der jedem schmeckt.“
Zukunft im Blick
Wie es nach dem Jahr als Weinkönigin weitergehen soll, das hat die Oenologin bereits fest im Blick. Auf dem elterlichen Weingut ihres Freundes Lukas will sie zukünftig ihre Expertise für den Weinanbau einbringen. Aber es gibt noch weitere Pläne. „Ich möchte mir auf jeden Fall mein eigenes Standbein aufbauen. Mit einem Masterstudium der Agrarwissenschaften kann ich mich weiter qualifizieren, um beispielsweise anschließend in einem Ministerium zu arbeiten.“ Doch erst einmal genießt Eva Brockmann die spannende Zeit als Deutsche Weinkönigin. Ein großer Herzenswunsch gehe damit für sie in Erfüllung. Ein weiterer Traum der engagierten Weinbotschafterin: „Ich würde sehr gerne einmal ein Glas Wein mit dem weltbesten Sommelier Aldo Sohm trinken. Dafür müsste ich den Weindirektor des berühmten Restaurants ,Le Bernardin‘ jedoch in New York besuchen.“ Warum nicht? Die beiden Weinliebhaber hätten auf jeden Fall ausreichend Gesprächsstoff: In dem Restaurant mit drei Michelin-Sternen liegen für die Gäste über 200 Weine aus zwölf Ländern bereit, die für Preise zwischen 65 und 4500 Dollar pro Flasche angeboten werden.