Edamame
Grasgrüne Energie aus der Bohne
Sie leuchten grün auf dem Teller und schmecken knackig frisch. Ob getrocknet oder gekocht gegessen: Edamame-Bohnen stehen in Japan seit Jahrhunderten auf dem Speiseplan. Landwirt Benedikt Sprenker baut die Trendbohne auf seinen Feldern im Herzen von Westfalen an und bringt das Superfood in Deutschland erntefrisch auf den Tisch
Rund 9000 Kilometer trennen die nordrhein-westfälische Stadt Beckum und die Inselnation Japan im pazifischen Ozean voneinander. Trotz der großen Entfernung gibt es eine kulinarische Gemeinsamkeit. Auf den Feldern von Familie Sprenker in Westfalen wächst eine echte asiatische Spezialität: Edamame, grasgrüne Bohnen, die in japanischen Bars als Snack zu Sake und Bier gereicht oder zum Kochen von traditionellen Speisen verwendet werden. Landwirt Benedikt Sprenker baut die vor der Reife gepflückten Gemüsesojabohnen seit 2015 auf seinem 200 Hektar großen Familienbetrieb an. Der 50-Jährige ist ein Fan der kleinen Powerböhnchen, die übersetzt so viel wie „Bohnen am Zweig“ heißen. Durch einen Zufall entdeckte das Ehepaar Sprenker die Vorzüge des knackigen Gemüses. „Meine Frau und ich haben eines Abends in einem Buch über Soja geblättert. Dort sind wir bei der Edamame hängen geblieben“, erinnert sich der Diplom-Agraringenieur. „Es hörte sich alles so vielversprechend und spannend an, dass wir spontan ein paar Tüten Saatgut bestellt haben.“ Der erste Anbauversuch der beiden Landwirte wurde jedoch tierisch ausgebremst. „Im ersten Jahr haben die Hasen und Kaninchen alle 40 Pflanzen komplett aufgefressen“, erzählt Benedikt Sprenker lachend.
Meine Frau und ich haben eines Abends in einem Buch über Soja geblättert. Dort sind wir bei der Edamame hängen geblieben. Es hörte sich alles so vielversprechend und spannend an, dass wir spontan ein paar Tüten Saatgut bestellt haben.
Benedikt Sprenker
Eiweißreich wie ein Steak
Inzwischen gilt Hof Sprenker als Leuchtturmbetrieb für den Anbau der jungen Sojabohnen in Deutschland. „Edamame zählt zu meinen Lieblingsbohnen“, schwärmt der Betriebsinhaber. „Wir vermarkten sie frisch in der Hülse, aber auch weiterverarbeitet als Brotaufstrich, Falafel-Mix oder Edamame-Dinkel-Nudeln.“ In der Powerbohne steckt jede Menge pflanzliches Protein. „100 Gramm Edamame enthalten 13 Gramm Eiweiß. Das ist vergleichbar mit einem kleinen Steak“, erklärt der Westfale zu dem hohen Eiweißgehalt der Hülsenfrucht. Zusätzlich punktet der kalorienarme und glutenfreie Trendsnack mit gesunden Omega-3-Fettsäuren sowie einem hohen Vitamin-B- und Kalziumgehalt.
Die Edamame ist nur eine von vielen Hülsenfrüchten, auf die sich der landwirtschaftliche Betrieb von Familie Sprenker spezialisiert hat. Allein zehn bis 15 verschiedene Bohnensorten werden jedes Jahr angepflanzt und geerntet. Darunter sind zahlreiche exotische Sorten wie zum Beispiel die weiße Cannellini-Bohne, Borlotti- und Kidneybohnen oder Black Beans. „Hülsenfrüchte sind seit über 20 Jahren ein fester Bestandteil unserer vielfältigen Fruchtfolge. Wir bauen sie im Wechsel mit Getreide, Raps, Mais und anderen Kulturen auf unseren Flächen an. Auch zur Fütterung unserer Schweine können die Hülsenfrüchte verwendet werden“, sagt Benedikt Sprenker.
Fotos: Landwirtschaft – MAG DOCH JEDER / Landwirt schafft Leben GmbH
Fotos: Landwirtschaft – MAG DOCH JEDER / Landwirt schafft Leben GmbH
Gut für die Umwelt
Durch den Anbau der Hülsenfrüchte leistet der Landwirt einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Artenschutz. Hülsenfrüchte leben in Symbiose mit Knöllchenbakterien, die den Stickstoff aus der Luft aufnehmen und ihn der Pflanze zur Verfügung stellen. So reichern die Bohnen den Boden auf natürliche Weise mit Pflanzennährstoff an, und die Kulturen benötigen dadurch keinen zusätzlichen synthetischen oder organischen Stickstoffdünger. Die Insekten- und Tierwelt profitiere ebenfalls davon, betont Sprenker. „Hinsichtlich der Biodiversität bieten die Hülsenfrüchte auf dem Acker Hummeln, Bienen und anderen Insekten Nahrung und Unterschlupf.“ Weil die Hülsenfrüchte oft länger auf dem Feld stehen, sind sie außerdem ein idealer Rückzugsort für Hasen, Kaninchen, Rebhühner und andere Wildtiere.
Ob Linsen, Erbsen oder Bohnen: In Gartencentern oder im Onlinehandel gibt es inzwischen für Hobbygärtner eine große Auswahl an Hülsenfrüchten, die im heimischen Garten oder auf dem Balkon ausgesät werden können. „Zuckererbsen, Busch- und Stangenbohnen eignen sich sehr gut für den Hausgebrauch. Einige Fachhändler bieten jetzt auch Edamame an“, verrät Benedikt Sprenker. „Durch ihre unterschiedliche Abreife an der Pflanze kann man über sieben bis zehn Tage hinweg immer wieder frische Edamame-Hülsen für die Küche ernten.“ Bis zu 40 Hülsen wachsen an einer Pflanze. Weil Schnecken und Vögel gern daran knabbern, empfiehlt der Landwirt, die Hülsenfrüchte durch ein Netz vor solchen ungebetenen Gästen zu schützen.
Richtige Zubereitung
Frische grüne Bohnen, beispielsweise Garten-, Stangen- oder Prinzessbohnen, enthalten Phasin, einen natürlichen Abwehrstoff, der Tiere und Insekten davon abhält, die Bohnen zu fressen. Um das für den Menschen unverträgliche Eiweiß zu zerstören, müssen frische Bohnen mindestens 15 Minuten gekocht werden. „Durch den Kochvorgang wird das Phasin vollständig zerstört, und die Bohnen können anschließend bedenkenlos verzehrt werden“, sagt Benedikt Sprenker. „Getrocknete Hülsenfrüchte sollten zwölf Stunden lang, am besten über Nacht, eingeweicht werden“, rät Sprenker weiter. Das verkürze die Kochzeit und mache die Leguminosen bekömmlicher. „Und nicht vergessen“, fügt er hinzu: „Die Hülsenfrüchte nach dem Einweichen gut abspülen, erst dann mit frischem Wasser und etwas Salz zum Kochen bringen.“
So bald wie möglich möchte Benedikt Sprenker seine Lieblingsbohne, die Edamame, in Japan genießen. Damit er noch mehr über den Anbau des Superfoods lernen kann, nimmt er die über 9000 Kilometer Anreise von Beckum ins Land der aufgehenden Sonne gern in Kauf.
Benedikt Sprenker live auf der Bühne
Am 19.11.2024 stellt Benedikt Sprenker sein Edamame-Konzept live auf der Bühne auf dem LVM-Landwirtschaftstag in Münster vor. Mehr zur Veranstaltung und noch viel mehr zu Landwirtschaft und Klimaschutz findet ihr hier.